Der Feinschmecker
Vinum
Anne Krebiehl MW
Bei Twitter.com @AnneInVino
What a complete revelation! I know I am on Franconia but it feels and tastes and smells like sublimated Volnay.
wein-post.de Nr. 24/14
Wie macht der Mann das nur? Christoph Walter aus dem fränkischen Bürgstadt erzeugt die haltbarsten Rotweine im Land. Von Weinen, „die reifen können“ spricht der Gault Millau, von „legendärer Entwicklungsfähigkeit“ der Weinwisser. In wein-post.de Nr. 24/11 habe ich die „Charaktervollen vom Centgrafenberg“ erstmals vorgestellt und resümiert: „Mit diesen Weinen wird Walter in den nächsten Jahren noch für Furore sorgen.“ In der Fachwelt ist ihm dies gelungen (s. o.), in der breiten Weinöffentlichkeit jedoch werden die Kreszenzen aus einer der besten fränkischen Rotweinlagen leider noch viel zu wenig wahrgenommen. Das mag an den (jedoch sehr fairen) Preisen liegen, an den kleinen Mengen, die Walter aus 3,6 Hektar erzeugt, oder an der zurückhaltenden Art des Weinbautechnikers, der großen Werberummel vermeidet und seine Weine lieber für sich sprechen lässt. Und diese Weine sprechen eine klare Sprache – die Sprache eindrucksvollsten Rotweingenusses.
Ich verkostete sechs Jahrgänge (2003 bis 2008) von Walters Paradewein, der Spätburgunder Spätlese trocken „J“ aus dem Centrafenberg. Der erste Wein, der 2003 (19,50 €), ist auch mein Liebling. Leichte Süße paart sich mit komplexer Aromatik (Brombeere, Heidelbeere, etwas Teer), zartem Schmelz und einem langen Nachhall. Perfekt gereift mit Potenzial für einige weitere Jahre. Der 2004 (19,50 €) wirkt mit lebendiger Säure und kraftvollen Tanninen noch fast jugendlich. Faszinierend vielschichtig (Kirsche, Walderdbeere, Himbeere, Marzipan) und anhaltend präsentiert sich der ebenfalls noch frische 2005er (18,50 €), wohingegen der erdbeerfruchtige 2006er (18,50 €) bereits deutlich gereift wirkt. Der 2007er (18,50 €) kommt kraftvoll daher, fast fleischig, mit einem breiten Aromenspektrum (Bitterorange, dunkle Früchte und Schokolade), jugendlicher Tanninstruktur und langem Nachhall. Ja, und der eindringliche, vielschichtige (Bitterschokolade, Holunder, Brombeere) 2008er (22 €) steht erst am Anfang einer (sicherlich formidablen) Entwicklung. Zum Schluss erfrischte eine taufrische 2009 Kerner Spätlese (8,50 €) den Gaumen mit einem Potpourri von exotischen Früchten und – na klar – äußerst lebendiger Säure.
Mein Fazit: Beeindruckend, wirklich beeindruckend! Hut ab, Christoph Walter, und – weiter so.
Gerhard Eichelmann: „Deutschlands Weine 2014“
Daß Walter-Weine gut reifen, hatten wir schon öfter festgestellt. Auch im vergangenen Jahr haben sie sich in unseren 2002er-Verkostungen sehr gut geschlagen, allen voran die geradlinige Domina. Das beweisen auch die in diesem Jahr vorgestellten 2003er, aus einem Jahrgang, dem man nachsagt,daß die Weine schlecht reifen können.
Die Cevée Trilogie ist fruchtbetont und frisch, kraftvoll und zupackend, bei feinen Tanninen. Der 2003er Spätburgunder ist faszinierend reintönig, klar und zupackend, besitzt feine Frucht, Biss und Struktur. Der Frühburgunder steht ihm nicht nach, ist klar und kraftvoll, fruchtbetont und zupackend bei feinen Tanninen. Die aktuelle Kollektion bietet einen kraftvollen, zupackenden Silvaner „S“ und einen präzisen, geradlinigen Basis-Spätburgunder. ... Neu ist der 2009er Spätburgunder „J“, der ebenso reintönig ist wie seine Kollegen, harmonisch und elegant, zupackend, gute Struktur und jugendliche Tannine besitzt.
Gault&Millau WeinGuide 2014
Hier entstehen Rotweine, die reifen können. Für den Centgrafenberg Spätburgunder „J“ 2003 notierten wir: Kirsche, Kirschkern, Gelee von roten Beeren, stramme Tannine, Fruchtwiederhall im Finish. Ein beispielhafter, fein gereifter Rotwein.
Wein-Post.de Nr. 6/2013
vom 23.02.2013
Die rote Bürgstadter Vertikale
Christoph Walter aus dem fränkischen Bürgstadt (vgl. wein-post.de Nr. 24/11) gönnt seinen Rotweinen Zeit, viel Zeit, noch mehr Zeit. Und seine Rotweine danken es ihm mit fast unglaublicher Langlebigkeit.
Ich hatte das große Vergnügen, die „rote Bürgstadter Vertikale“ verkosten zu können, nämlich die Barrique-ausgebauten Frühburgunder aus dem Centgrafenberg der Jahrgänge 2002 bis 2007. Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Ein geschmackliches Erlebnis der Extraklasse! Jeder Wein hat seine eigene Persönlichkeit , jeder Wein gefällt durch Vielschichtigkeit und Facettenreichtum. Der intensive 2002 (Schwarzkirsche, Holunder, Lakritze), wein-post.de-Wein des Monats Februar, ist jetzt auf der Höhe; alle anderen Weine haben ihre beste Zeit noch vor sich. Meine Favoriten: Der fast filigrane 2004 und der dichte, noch jugendlich wirkende 2007.
Mein Fazit: Hier offenbaren sich die Jahrgangsunterschiede fast prototypisch. Eine Weinschule des Genusses; eine Weinschule, die Dutzende Bücher ersetzt. Hut ab, Herr Walter!
Wein-Post.de Nr. 24/11
vom 28.11.2011
Charaktervolles vom Centgrafenberg
Die aktuelle Weinliste bietet Ungewöhnliches: Der „einfache“ Spätburgunder stammt aus dem Jahr 2005, der aus dem Barrique von 2004, die rote Barrique-Cuvée ziert gar die Jahreszahl 2003. Für die Freunde gereifter Gewächse sind die Jahrgänge 1998 und 1999 (!) im Angebot.
Keine Frage, die Rotweine von Christoph Walter aus dem fränkischen Bürgstadt haben bemerkenswertes (weil ungewöhnliches) Entwicklungspotenzial...
Mein Fazit: Christoph Walter keltert individuelle, charaktervolle und lagerfähige Weine, die das Terroir des Centgrafenbergs vorbildlich widerspiegeln. Mit diesen Weinen wird Walter in den nächsten Jahren noch für Furore sorgen!
Stuart Pigott, „Wein spricht Deutsch“
2007
Gute, charaktervolle, wenn auch in der Jugend etwas herb und abweisend erscheinende Spätburgunder erzeugt Christoph Walter vom Weingut Josef Walter, ebenfalls Bürgstadt. Wie Neuberger, so hat auch Walter aus dem ehemaligen gemischten Landwirtschaftsbetrieb ein reines, kleines, mit einfachen Mitteln ausgestattetes Weingut gemacht, dessen Profil vor allem durch Spätburgunder geschärft wird.
Der Bürgstdter Centgrafenberg Spätburgunder „J“ ist Walters stärkstes Stück in Rot. Er wächst in der besten Parzelle des Betriebs und wird aus ertragsreduzierten, spät gelesenen Trauben im traditionellen Maischegärverfahren bereitet. Dem 24-monatigen Ausbau in Barriques folgt eine fast einjährige Lagerzeit auf der Flasche, sodass der Wein – 2500 Flaschen im Jahrgang 2003 – erst drei Jahre nach der Lese auf den Markt kommt. Doch selbst dann wirkt er noch ungestüm. Besser, man lagert ihn weitere drei Jahre ein oder probiert die reiferen, bis zu sechs Jahre alten Jahrgnge, die Walter trotz winziger Mengen auf seiner Preis(hit)liste aufführt. So zeigt der 1999er sieben Jahre nach der Ernte eine gereifte, an eingelegte Beeren und Kirschen erinnernde Burgunderfrucht mit feiner Süße und mineralisch-nerviger Säure.